Les Rencontres d’Arles, 1990

L’Esprit des lieux/ The Spirit of Places
Photographes de l’Allemagne de l’Est/ East German Photographers
Maison de la Roquette, 6 July - 15 August 1990

Tina Bara, Bernd Borchardt, Kurt Buchwald, Matthias Hoch, Bertram Kober,
Florian Merkel, Peter Oehlmann, Jens Rötzsch, Rudolf Schäfer, Michael Scheffer.

After the demolition of the Berlin Wall, one question remains on the minds of young East German Photographers. Their photographs emphasize their isolation, denounce their environment, moving closer to the furtive shadows, carrying with them all the earnestness of a generation living in doubt. The traces of war remain and reconstruction will be difficult.

Coproduction: Rencontres Internationales de la Photographie/ Office Départemental de la Culture. Commissaire: Stefan Wendel.

Institut National de l’Audiovisuel: Les Rencontres internationales de la photographie d’Arles, Antenne 2, Le Journal 20h, 4 July 1990, Jean Jacques Dufour. The photograph Berlin-Alexanderplatz VIII, 1988 by Matthias Hoch was part of the exhibition. https://www.ina.fr


Galerie Berlin-Treptow

Matthias Hoch, Bahnhöfe
Plakat der Galerie im Kreiskulturhaus Berlin-Treptow, 1990
Abbildung: Matthias Hoch, Zwickau I, 1988, c-print, 50 x 60 cm.

Der Leiter der Galerie Berlin-Treptow, Longest F. Stein (1953-2023), ermöglichte Matthias Hoch die erste Präsentation der Werkgruppe Bahnhöfe in einer Einzel-ausstellung. »Beeindruckend, mit welch sicherem Instinkt Longest F. Stein zwischen 1984 und 1990 die heute bekannten Fotokünstler wie Harald Hauswald, Kurt Buchwald, Tina Bara, Gundula Schulze Eldowy, Maria Sewcz, Jörg Knöfel, Karin Wieckhorst, Frank Herrmann, Florian Merkel, Claus Bach, Bertram Kober, Matthias Hoch sowie die Autoperforationsartisten Micha Brendel, Reiner Görß und Else Gabriel zu ihren ersten Personalausstellungen in „seine“ Galerie einlud.« Manfred Wiemer, Wie Longest F. Stein die Fotografie als Kunstform in der DDR mit etablierte. Dresdner Neueste Nachrichten, 8.12.2023

»Überall sind diese verglasten Kisten eingedrungen, so auch in den Altenburger Bahnhof - ein Mitropa-Kiosk, wie ihn jeder kennt, aber kaum in seiner Scheußlichkeit zur Architektur eines alten Bahnhofs in Beziehung setzt - man eilt an der Ungestalt vorbei oder achtet nur auf das, was es darin zu kaufen gibt. An eine Säule angebracht ist ein Zigarettenautomat, darüber ein älteres Hinweisschild. Der Zeitenwechsel auf gerade dieser Fotografie scheint verrückt, denn die Frau, die im Glaskasten steht - mit Schürze und Duttfrisur - wirkt nun wieder wie aus Großmutters Zeiten. Es ist aber 1988 - in diesem Jahr ist Matthias Hoch’s Serie der Bahnhöfe zwischen Berlin und Leipzig entstanden.« Gabriele Muschter, aus ihrem Redemanuskript zur Ausstellungseröffnung am 3. April 1990 in der Galerie Berlin-Treptow.


Jetzt oder nie - Demokratie!

Jetzt oder nie - Demokratie! Leipziger Herbst 1989. Zeugnisse, Gespräche, Dokumente. Die Chronik eines Aufbruchs. Herausgegeben für das Neue Forum Leipzig von Reinhard Bohse, Grit Hartmann, Ulla Heise, Matthias Hoch (Bild), Dr. Josef Kurz, Ameli Möbius und Rolf Sprink. Broschur, 347 Seiten, 85 Abbildungen. Forum Verlag Leipzig, Dezember 1989. 

Gedruckt bei Bertelsmann in Gütersloh, da keine DDR-Druckerei in der Lage war, das Buch in so kurzer Zeit zu produzieren. Die erste Auflage wurde Anfang 1990 nicht in Buchhandlungen ausgeliefert, sondern im Leipziger Stadtzentrum innerhalb weniger Tage aus dem LKW heraus komplett verkauft.

»Spätere Geschichtsschreiber werden nicht umhin können, auf Jetzt oder nie – Demokratie! zurückzugreifen. Die erste und zugleich letzte Phase der unblutigen Revolution haben die Herausgeber mit Sorgfalt der Nachwelt überliefert.« (Frankfurter Allgemeine Zeitung). 

Cover: Matthias Hoch, 16. Oktober 1989; S.74/75: Martin Jehnichen, 7. Oktober 1989; S. 176/177: Harald Kirschner (2), Gerhard Gäbler, Matthias Hoch, 30. Oktober 1989.

Leipzig, Oktober bis Dezember 1989: die „Demo-Bilder“ der Leipziger Fotografen wurden in einem Schaufenster der Messehof-Passage ausgestellt und wöchentlich aktualisiert. Das Schaufenster wurde so zu einer wichtigen und authentischen Informations-quelle, da die DDR-Medien die Demonstrationen totschwiegen. Foto: Matthias Hoch, 4. November 1989.


Sammlung Gruber

Fotografie des 20. Jahrhunderts, Sammlung Foto/Video mit Sammlung Gruber, Museum Ludwig Köln. Eine Ausstellung zum 150jährigen Jubiläum der Fotografie. Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, 21.9. - 31.10.1989.

Die Sammlung Gruber des Museum Ludwig Köln wurde 1989 zum ersten Mal in der DDR gezeigt. Die Ausstellungsgestaltung inkl. der Drucksachen war der angewandte Teil meines Studiums an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und neben der fotografischen Serie »Bahnhöfe« (1988) Teil meines Diploms.

Fotografie des 20. Jahrhunderts. Sammlung Foto/Video mit Sammlung Gruber, Museum Ludwig Köln. Ausstellungskatalog mit 104 Abbildungen und Texten von Christine Rink, Reinhold Mißelbeck, L. Fritz Gruber und Peter Pachnicke. Gestaltung Matthias Hoch. 20 x 28,5 cm, 96 S. Herausgegeben von der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, 1989.

Der Ausstellungskatalog kam unter besonderen Umstände zustande. Seine Entstehung war gewünscht, aber eigentlich unmöglich, da die Leipziger HGB nicht über Devisen verfügte, um die Druckvorlagen des Rheinischen Bildarchivs zu bezahlen. Als ich Anfang 1989 einen Antrag auf „Besuchsreise in familiären Angelegenheiten in die BRD“ stellte (so die DDR-Sprachregelung, wenn man zu einem Familienfest eingeladen war) und dafür das Einverständnis der Hochschule benötigte, stimmte diese meinem Antrag zu, aber nur, wenn ich auf der Reise die Reproduktionen von den Originalen im Kölner Museum Ludwig anfertigen würde. Der Leiter der fotografischen Sammlung, Dr. Reinhold Mißelbeck, war einverstanden. Als ich dann tatsächlich das Visa für eine Woche BRD bekam, reiste ich mit der großformatigen Linhof der HGB und entsprechenden Zollpapieren zu meinen Stuttgarter Verwandten. Diese sponserten meine Weiterreise und die Übernachtungen in Köln, und so konnte ich drei Tage lang mit weißen Museumshandschuhen die Fotografie des 20. Jahrhunderts begutachten und auf die mitgebrachten ORWO-Filme reproduzieren. Zurück in Leipzig vergrößerte ich die einhundert Fotografien, von diesen Abzügen wurde der Katalog gedruckt.

PS: Kurze Zeit später wären die Rahmenbedingungen für ein deutsch-deutsches Ausstellungsprojekt wesentlich einfacher gewesen. Noch während der Laufzeit der Ausstellung begannen die Demonstrationen in Leipzig. → Jetzt oder nie: Demokratie!


Prolog, Gewandhaus Leipzig, 1981

Am 1. Dezember 1981 gastierten die Berliner Philharmoniker zum ersten Mal in der DDR, im soeben eröffneten Neuen Gewandhaus. Bei einer Kapazität von 1.900 Plätzen wurden 150 Eintrittskarten im Vorverkauf angeboten. Am Vormittag des 13. November kamen die ersten Leipziger, organisierten ein Wartesystem und verbrachten die Nacht im Innenhof des Gewandhauses. Nach 28-stündiger Wartezeit konnten die Ersten ihre Eintrittskarten in Empfang nehmen.

back to the series → Prolog, 1981

Using Format