Fotografie in und aus Ostdeutschland. Öffentliches Symposium der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) am 10. Dezember 2022, 11-19 Uhr, in der Kunsthochschule Berlin Weißensee.
SEHEN, ZEIGEN, VERMITTELN, BEWAHREN
Prägungen und Perspektiven
Mit (in der Reihenfolge des Programms): Klaus Elle (Künstler, Hamburg), Sonia Voss (Kuratorin Paris/Berlin), Matthias Hoch (Fotograf, Leipzig), Else Gabriel (Künstlerin, Professorin, Berlin), Andreas Rost (Fotograf, Berlin), Friedrich Look (Galerist, Berlin), Jan Wenzel (Spector Books, Leipzig), Tina Bara (Künstlerin, Professorin, Berlin), Daniel Blochwitz (Kritiker, Kurator, Zürich), Ute Mahler (Fotografin, Professorin, Berlin), Jens Bove (Leiter der Fotothek Dresden), Anna Gripp (Photonews, Hamburg), Steffen Siegel (Professor, Folkwang Universität Essen), Linda Conze (Museum Kunstpalast Düsseldorf), Jule Schaffer (Kunstmuseum Moritzburg Halle/Saale), Luise Schröder (Künstlerin, Berlin). Mit einem von Petra Göllnitz kuratiertem Filmprogramm am 11. Dezember, 11 Uhr in der Brotfabrik Berlin Weißensee.
AUFZEICHNUNGEN ONLINE: www.dgph.de
Drei meiner Fotografien aus der Philharmonie de Paris sind Teil der 28. Leipziger Jahresausstellung, die unter dem Thema LUX steht.
„Künstliches Licht spielt eine entscheidende Rolle in der Philharmonie de Paris (Jean Nouvel, 2015), da das Gebäude vollständig von einer metallisch glänzenden Gitterstruktur umhüllt ist, abgeschottet, nicht einsehbar, wie eine Festung, die sich an der sechsspurigen Périphérique akustisch und visuell behaupten muss. Im Publikumsbereich dominiert eine sinnliche Formensprache mit verwirrenden Licht- und Schattenspielen, grellen Farben und futuristischen Sitzelementen.
Ich habe das Gebäude in der Phase der Ruhe und des Wartens auf die Akteure und das Publikum aufgesucht. Die Aufnahmen entstanden mit der analogen Plattenkamera, genau das richtige Werkzeug, um die sogenannte Realität in ein zweidimensionales Bild zu transformieren. In der Belichtungszeit von 10 Sekunden, also einer Ewigkeit, haben sich Licht und Farben in das Negativ eingebrannt.“ - MH, Paris 2019
LUX, 28. Leipziger Jahresausstellung, Baumwollspinnerei Leipzig, Werkschauhalle 12, 24. Juni – 16. Juli 2022. www.leipziger-jahresausstellung.de
Tique, a platform for contemporary art based in Antwerp, features the work of Matthias Hoch. July 2022, www.tique.art/features/matthias-hoch/
D’après Shakespeare, « Le monde entier est une scène ». Dans ses travaux, le photographe Matthias Hoch reprend cette idée en explorant les espaces créés et utilisés par les humains comme s’ils étaient une mise en scène. Son regard artistique interroge le bâtiment en tant que théâtre de la vie, mais aussi sa forme et sa texture. Toutefois, les protagonistes sont absent·e·s de ses clichés ; ils et elles répètent leur entrée en scène. Ainsi, l’on voit un terminal d’aéroport sans passagers, une salle de concert sans public, un siège de parti sans politiques.
Les images de Matthias Hoch montrent des lieux en mutation, dans un état intermédiaire, en construction ou en transformation, entre ce qui a été et ce qui pourrait être.
Les œuvres présentées ont été réalisées entre 2017 et 2020 à l’aéroport de Berlin (BER) ainsi qu’à la Philharmonie de Paris et qu’au siège du Parti communiste français/ Espace Niemeyer.
Dans le cadre du festival ‘Berlin, nos années 20’ du Centre Pompidou, Paris.
Vernissage 16 juin 2022. Introduction: Florian Ebner (Centre Pompidou). Photos: Sonia Bachir
Exposition du 16 juin au 6 septembre 2022 au Goethe-Institut Paris, 17, avenue d’Iéna, 75116 Paris. www.goethe.de
The series of round tables “Berlin in debate” is an opportunity to discuss the current situation of the German capital, in reflection on itself, on its changing identity. Through the eyes of artists, or through the prism of projects carried out by Berlin cultural institutions, these choral discussions will notably provide an opportunity to discuss the current Berlin art scene.
I’m delighted to present my work in a panel discussion with Jean-Louis Cohen, Corinne Jaquand and Niklas Maak, moderated by Romain Lacroix, as part of the Festival Berlin, nos années 20, which accompanies the exhibition Allemagne / Années 1920 / Nouvelle Objectivité / August Sander at the Centre Pompidou (on view until September 5, 2022) as a counterpoint.
Crise urbaine à Berlin ? 19 mai 2022, 19h, Forum -1, Centre Pompidou, Paris, www.centrepompidou.fr
Matthias Hoch, BER, mit Texten von/ with essays by Kathrin Röggla und/ and Thomas Weski, Buchgestaltung/ Graphic Design: Markus Dreßen, 29,7 x 24,5 cm, 120 Seiten/ pages, 52 Farbtafeln/ color plates, Hardcover mit Schutzumschlag/ with dust jacket, deutsch/ englisch, German/ English, erschienen im Verlag / Published by Spector Books, Leipzig 2021, ISBN 978-3-95905-439-3, spectorbooks.com
Die Publikation wurde gefördert durch/ the publication was sponsored by:
Press Review
»Porträt eines Gebäudes ohne Funktion: Berlins unfertiger Flughafen. Kathrin Röggla hat einen klugen, verspielten Essay zu den Fotografien geschrieben, einen literarischen Text mit vielen Wort- und Sinnverschiebungen, der unentwegt Assoziationen auffädelt und genau dorthin führt in seiner Argumentation, wo auch Matthias Hochs menschenleere Fotografien hinfinden: An einen Ort, den es eigentlich gar nicht gibt.« Stefan Fischer, Süddeutsche Zeitung, 30.12.2021
»Hier bitte nicht landen! Wie alt dieser Flughafen eigentlich ist, wie überholt in seiner Ästhetik und Funktionalität, spricht aus nahezu jedem Bild.« Christiane Meixner, Tagesspiegel, 18.12.2021
»Scheitern, Stillstand, das Vergehen der Zeit, der Mythos von Sisyphos ebenso wie „Warten auf Godot“, auch das Alltägliche als Skulptur und die faszinierenden Konsistenzen von Verpackungsmaterialien – all das bringt dieses Fotobuch zur Sprache.« Diana Artus, BauNetz, 14.12.2021
»Matthias Hochs großartige Farbfotografien vermitteln am Schnittpunkt von Architekturfotografie und Kunst einen bizarren, fast surreal wirkenden Schwebezustand.« Freddy Langer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.12.2021
»Sollte man irgendwann eine Reise vom BER aus unternehmen, der Blick auf das Gebaute mit diesen Bildern hier im Kopf wird ein anderer sein. Einer, der hinter, unter die Flächen geht; einer, der auch der Schönheit der Phantome und des Schwebezustands im Unfertigen nachtrauern könnte.« Benedikt Kraft, Deutsche Bauzeitschrift, 12/2021
»Matthias Hoch hat den zur Funktionslosigkeit verdammten Bau über drei Jahre erkundet. Seine präzisen Aufnahmen zeigen die gewaltigen Räume dieses Infrastrukturprojekts im Zustand der Latenz.« Sophie Jung, taz, 24.8.2021
»Der Fotograf Matthias Hoch nimmt am Flughafen Berlin Brandenburg Bilder auf, denen man nicht ansieht, ob sie Aufbau oder Abriss zeigen.« Freddy Langer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.12.2018
Süddeutsche Zeitung, 30. Dezember 2021, S.30
Eigentlich möchte man beim Stichwort BER nur noch müde abwinken und sich lieber etwas Positivem zuwenden. Doch an diesem Bildband bleibt das Auge hängen: Der Leipziger Fotograf Matthias Hoch zeigt in 52 ruhigen, konzentrierten Fotografien das Terminalgebäude und sein näheres Umfeld im jahrelang währenden Zwischenstadium des Fast-Fertigseins. Es sind Bilder, in denen eindrucksvoll die „Melancholie des Baus“ anklingt, wie es Freddy Langer 2018 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ausdrückte. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Hoch gerade mitten in seinem Projekt.
Die Idee dazu sei ihm schon 2012 gekommen, als die für Juni geplante Eröffnung kurzfristig geplatzt war. Es sollte aber noch bis 2017 dauern, bevor er die endgültige Erlaubnis zum Fotografieren erhielt. Drei Jahre lang war Hoch anschließend immer wieder am BER unterwegs. Er habe zwölf Mal je eine Woche, also insgesamt drei Monate seines Lebens an diesem Flughafen verbracht, rechnet der Fotograf in einem Gespräch über seine Arbeit mit Florian Ebner (Centre Pompidou) im Juni 2021 vor. Die Eröffnung des Terminal 1 am 31. Oktober 2020 beendete das Projekt: Dieser Moment sei für ihn inhaltlich und visuell nicht mehr interessant gewesen.
Worum es dem Fotografen, dessen Werk um die gebaute Welt und insbesondere um öffentliche Funktionsräume kreist, in seiner Serie BER geht, ist vielmehr das Festhalten und Verbildlichen eines unklaren Schwebezustands an einem Ort, an dem alles bereit scheint, und der doch seine Bestimmung noch nicht gefunden hat. „Ich komme jetzt in ein Architekturmodell im Maßstab 1:1“, habe er beim ersten Betreten des Flughafengebäudes gedacht. Und ebenso modellhaft wirken auch die Fotografien, die Hoch hier mit einer Großformatkamera aufgenommen hat.
Auch wenn diese Bilder präzise dokumentieren und unverkennbar eine Baustelle zeigen, sind sie keinesfalls als Baudokumentation zu verstehen. Vielmehr wohnt ihnen eine poetische Mehrdeutigkeit inne, die die Tür zur philosophischen Reflexion aufstößt. Scheitern, Stillstand, das Vergehen der Zeit, der Mythos von Sisyphos ebenso wie „Warten auf Godot“, aber auch das Alltägliche als Skulptur und die faszinierenden Konsistenzen von Verpackungsmaterialien – all das bringt dieses Fotobuch zur Sprache.
Matthias Hoch. BER
Mit Fotografien von Matthias Hoch und Texten von Kathrin Röggla und Thomas Weski, Deutsch und Englisch, 120 Seiten, ISBN 978-3-95905-439-3
Spector Books, Leipzig 2021
Aus der Rezension von Diana Artus, BauNetz, 14.12.2021
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Dezember 2021, “Bücher für die Reise”, S. R4
In a solo exhibition with Nagel Draxler, I am showing for the first time my early black-and-white series “Stadt” (1986) along with color photographs from the late 1980s and early 1990s, which show scenes of urban spaces, mainly in Leipzig and East Berlin.
6 November 2021 – 8 January 2022, Nagel Draxler Kabinett, Rosa-Luxemburg-Straße 33, 10178 Berlin, → more
„Mitte der 80er-Jahre begann ich mich für städtische Räume zu interessieren. Unspektakuläre Orte, die ich so fotografierte, dass in den Bildern möglichst wenig passierte. Ich brauchte und wollte keinen Vorwand für ein Bild: kein Ereignis, keine Sonne, keinen Schatten, keine Menschen. Das war ungeheuer spannend, und ich empfand es als subversiv, die bauliche Hülle einer Stadt zu übertragen in lesbare Zeichen, herauszulösen aus Raum und Zeit. Subjektiv war dieser Vorgang allemal, jeder hat eine andere Vorstellung von bekannten Räumen und Orten: diese hier ist meine. Die Bilder entstehen im Kopf.“
„Angeregt durch Filme wie Der amerikanische Freund (Wim Wenders, 1977) wollte ich endlich Farbe in meinen Bildern. Farbe, die ein ganz normaler Bildbestandteil sein sollte, ein Informationszusatz, kein Kitsch. Die mir die Möglichkeit eröffnete, eigentümlich dissonante oder unbunte, vergraute Farbkonstellationen auch als solche darzustellen.“ (MH, 1990)