Stadt, 1986
„Mitte der 80er-Jahre begann ich mich für städtische Räume zu interessieren. Unspektakuläre Orte, die ich so fotografierte, dass in den Bildern möglichst wenig passierte. Ich brauchte und wollte keinen Vorwand für ein Bild: kein Ereignis, keine Sonne, keinen Schatten, keine Menschen. Das war ungeheuer spannend, und ich empfand es als subversiv, die bauliche Hülle einer Stadt zu übertragen in lesbare Zeichen, herauszulösen aus Raum und Zeit. Subjektiv war dieser Vorgang allemal, jeder hat eine andere Vorstellung von bekannten Räumen und Orten: diese hier ist meine. Die Bilder entstehen im Kopf.“ (MH, 1990)
Bereits während seines Fotografiestudiums lenkt Matthias Hoch seinen Blick auf den urbanen Raum. Allerdings nicht in der damals vorherrschenden Art einer erzählerischen, am Menschen orientierten Kleinbildfotografie. Nach der Beschäftigung mit dem Werk von Eugène Atget und Albert Renger-Patzsch entdeckt er für sich das größere Aufnahmeformat und die damit verbundene völlig andere Arbeitsweise. Diese kommt seiner konzentrierten Suche nach einer Ästhetik des Alltäglichen entgegen.
Die vorwiegend schwarz-weiß fotografierte Serie zeigt Szenen einer Stadt. Die Bilder sind aus der Sicht eines Passanten aufgenommen, das Licht ist diffus, der Himmel weiß. Umso präziser zu sehen sind die Baukörper mit ihren Materialien, die kahlen Zweige und die unebenen Fahrbahnplatten.
Ausstellungen: Matthias Hoch, Stadt. Fotografien 1986-92, Nagel Draxler Kabinett, Berlin, 2021;
Matthias Hoch, Vordiplom, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (hochschulintern), 1986